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Elisabeth Flucher

Geboren 1988 in Österreich. Studium der Philosophie in Wien, Abschluss 2012. Seit 2015 Promotion im Rahmen des Promotionsprogramms Theorie und Methodologie der Textwissenschaften und ihre Geschichte (TMTG). Dissertationsprojekt: ›Formen der Sinnkonstruktion in Nietzsches Also sprach Zarathustra‹. 2018-2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Christoph König. Seit 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Nacim Ghanbari am germanistischen Seminar der Universität Siegen. Teilnehmerin am Peter-Szondi-Kolleg. Erasmus-Dozentur in Nantes (März 2019), Forschungsaufenthalt in Princeton und Chicago (Februar 2020).

Formen der Sinnkonstruktion in Nietzsches ›Also sprach Zarathustra‹

Die Dissertation gibt eine Gesamtinterpretation von Nietzsches ›Also sprach Zarathustra‹ und fokussiert ausgehend von einer textnahen Lektüre die methodische Reflexion der verschiedenen historischen Zugänge zum Werk. Die vorgestellte Lektüre stellt Nietzsches sprachliche und textuelle Verfahren ins Zentrum der Argumentation und hier besonders das Verfahren der Resemantisierung (König), das es dem Text erlaubt, eine Idiomatik zu entwickeln. Dieses Verfahren lässt sich an einzelnen Wörtern zeigen, die im Text einen herausgehobenen Stellenwert erlangen. Die Wörter Übermensch und Untergang kommen nicht mehr als philosophische Begriffe im Kontext einer metaphysischen, ethischen oder ästhetischen Theorie (Heidegger, Löwith) in Betracht, sondern als Wörter, die im Text eindeutig bestimmt und mit Bedeutung aufgeladen werden. Der Text strebt daher nicht nach der abstrakten Formulierung universeller Lehrsätze, sondern nach einer individuellen Perspektivierung und Konkretisierung von Sinn.

Mit dem Titel ›Formen der Sinnkonstruktion‹ ist zugleich die zentrale These der Arbeit formuliert: Der Text baut durch seine textuellen Verfahren der Resemantisierung von Wörtern und der Selbstzitation, also der Aufnahme und Kommentierung bereits etablierter Wortbedeutungen ein Netz von semantischen Bezügen (Pautrat), das den Text strukturiert. Die Komposition des Textes folgt dabei einer Logik, die vom Text selbst entworfen und schließlich im Text nach und nach eingeholt wird. In der Erfüllung des Programms finden jedoch zugleich Neubewertungen und Umdeutungen des kompositorischen Plans statt.

Ausgehend von der Lektüre des Werks wird die aktuelle Forschungsdiskussion um das Verhältnis von Literatur und Philosophie aufgegriffen und mit Blick auf die Forschungsgeschichte kritisch diskutiert. 

 Kontakt

Tagungsorganisation

›Philologie der Poesie – Nietzsche als philologischer Denker‹. Workshop im Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg/Saale am 25.5.2019.

Publikationen (Auswahl)

Monografie

im Erscheinen: Philosophische Seiltänze. Zur poetischen Argumentation in Nietzsches Also sprach Zarathustra, Paderborn: Fink|Brill 2022.

Aufsätze

"Die Wüste wächst" - Deutung und Montage eines Nietzsche-Zitats bei Heidegger, Jünger und Benn, in: Benn Forum. Beiträge zur literarischen Moderne 7 (2020/21), S. 207-234.

Nietzsche’s Humanism in Thus spoke Zarathustra – Interpreting and Translating the word ›Übermensch‹ in the 20th and 21st century, in: InCircolo. Rivista di filosofia e cultura 10 (2020), S. 93-117.

Schweigen als Ideal der Rede – Kritik der Esoterik in ›Also sprach Zarathustra‹, in: Nietzscheforschung 27 (2020), S. 111-128.

Augenblick und Ewigkeit. Nietzsches Zeitaporie in ›Vom Gesicht und Räthsel‹, in: Nietzscheforschung 24 (2017), S. 329-340.

Vorträge (Auswahl)

Von der philosophischen zur poetischen Zeit – die Überwindung der tragischen Zeitauffassung in Nietzsches ›Also sprach Zarathustra‹
Vortrag zur 26. Tagung des Deutschen Germanistenverbandes (DGV), Saarbrücken, 25.9.2019.

Philosophisch-philologischer Interpretationsstreit am Beispiel von Celans Gedicht ›Schliere‹
Vortrag zur 42. Tagung der German Studies Association (GSA), im Seminar ›Celan & Philosophy‹, Pittsburgh/PA (USA)‚ 29.9.2018.

Skepsis in Rilkes ›Sonetten an Orpheus‹ – Lektüre von Sonett II.21
Vortrag zur Rilke Masterclass (Fondation Rilke), Sierre (Schweiz), 16.8.2017.

Nietzsches Prämissen des Maschinenzeitalters
Vortrag zur 50. Tagung der Association des Germanistes de l’Enseignement Supérieur (AGES), Nantes (Frankreich), 9.6.2017.

Langeweile als narratives Stilmittel in Jean Pauls ›Siebenkäs‹
Vortrag zur 25. Tagung des Deutschen Germanistenverbandes (DGV), Bayreuth, 27.9.2016.