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Celan in Europa (NDL4/5, WP)

7.410004

Dozenten

Beschreibung

Paul Celan, dessen 50. Todestag und 100. Geburtstag sich 2020 jähren, gilt als Dichter und Übersetzer zwischen Ländern, Sprachen und Kulturen. Wie kaum ein Dichter der Nachkriegszeit reflektiert er in seinem Werk die Weltliteratur, die Literaturtraditionen und die Geschichte Europas, die ihm aus der Perspektive des jüdischen Dichters deutscher Sprache nach 1945 zur problematischen wie notwendigen Voraussetzung werden. Von der kritisch-produktiven Auseinandersetzung zeugt neben den Gedichten das übersetzerische Werk u.a. aus dem Englischen, Russischen, Französischen, Italienischen, Rumänischen und Hebräischen: Die Celan-Forschung ist nicht im Rahmen alter Paradigmen von „Nationalliteratur“ zu denken, sondern immer schon als internationales Forschungsfeld. Zugleich hat sie zuletzt eine Erweiterung ihrer Materialgrundlagen erfahren, durch die Publikation von Nachlassbeständen (Bonner Ausgabe), biographischen Dokumentationen (Badiou, Wiedemann) und Briefwechseln (Bachmann, Szondi, Celan-Lestrange), was sich in Wiedemanns Neuedition der Gedichte (2018) und im Celan-Handbuch (3. Aufl. erscheint 2019) niederschlägt. Während früher eine systematische Analyse biographischer und literarischer Bezüge von Vertretern der philosophischen Hermeneutik (Gadamer, Allemann) oder poststrukturalistischer Ansätze (Menninghaus) abgelehnt wurde, hat sich die materialgestützte Interpretation in der Nachfolge Szondis inzwischen durchgesetzt.

Ins Zentrum der heutigen Celan-Forschung rückt damit die Frage, wie mit dem neuen Wissen umzugehen sei. Obwohl eine Autorenforschung der Ort sein kann, an dem die verschiedenen Interpretationsansätze zusammenkommen, dominieren in der Celan-Philologie zentrifugale Tendenzen. Das Fehlen einer Bibliographie, eine kaum mehr zu überschauende Zahl von Forschungsbeiträgen sowie ein frappierender Mangel an regelmäßigen Diskussionsforen haben dazu geführt, dass eine diskursive, international und interdisziplinär ausgerichtete Arbeit am Sinn der Gedichte wenig entwickelt, ja zunehmend in Zweifel gezogen worden ist.

Das Seminar will sich den späten Gedichtbänden Celans widmen und gezielt die Forschung in den Blick nehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um eine ‚Re-Philologisierung’ sollen die Möglichkeiten der einzelnen Ansätze diskutiert werden.

Voraussetzungen sind die Lektüre der "Meridian"-Rede und des Gedichtbands "Atemwende".

Weitere Angaben

Ort: nicht angegeben
Zeiten: Mo. 16:00 - 18:00 (wöchentlich)
Erster Termin: Montag, 19.10.2020 16:00 - 18:00
Veranstaltungsart: Seminar (Offizielle Lehrveranstaltungen)

Studienbereiche

  • Interdisziplinäre Studiengänge > Literatur und Kultur in Europa > Modul 1: Literatur- und Kulturwissenschaft in Europa: Theorien, Modelle, Konzepte
  • Interdisziplinäre Studiengänge > Literatur und Kultur in Europa > Modul 3: Nationale Literatur und Kultur B
  • Interdisziplinäre Studiengänge > Literatur und Kultur in Europa > Modul 6: Spezialisierung und Professionalisierung
  • Germanistik/Deutsch > Literaturwissenschaft (Neuere Deutsche Literatur) > Master